Da habe ich mir vor Jahren einmal etwas aus der digitalen Welt der Textanalytik abgeschaut, was man analog sehr einfach und effizient nutzen kann. Ich möchte hier vorstellen wie es gelingen kann, ohne ausschweifende „Kärtchenschreibereien“ in Gesprächen oder Workshops, Themen sowie deren Bewertungen zu notieren und gleichzeitig zu priorisieren.
So lassen sich Themen später intensiver aufgreifen oder in den Fokus nehmen. Es geht dabei um „freie“ Gespräche, die inhaltlich wenig geplant werden können. Allerdings macht die Methode, entsprechend eingesetzt, auch bei Seminaren viel Sinn. Es geht um eine „Reizwortmethode“, auf die ich stets positive Rückmeldungen erhalte. Reizworte sind in diesem Zusammenhang Begriffe, die zentral und innerhalb einer Äußerung Aufmerksamkeit erzeugen, weil Sie kurz und knapp einen größeren Kontext benennen. In dem Bildbeispiel (klicken für volle Ansicht) hat sich das Wort „Orientierung und Durchhaltevermögen“ im Rahmen von Berufsorientierung und Ausbildung herauskristallisiert.
Die Methode funktioniert so. Die Moderation benötigt lediglich ein leeres Flipchart zum notieren. Beim Zuhören ergeben sich die Begrifflichkeiten. Als hier in dem Beispiel das Wort „Orientierung“ fiel wurde es automatisch zum relevanten Wort und wurde (mit etwas Abstand zu anderen Reizworten) notiert. Sollte dieses Wort im laufenden Gespräch oder in der Gruppe nun mehrfach auftauchen, so wird es jedes mal neu unterstrichen. Die Farbe der Linie kennzeichnet dabei eine Bewertung der jeweiligen Sprecher. Diese erläutern in dem Beispiel „Orientierung“ und wie sie diese sehen.
Dabei nutzen wir diese Farben bei den Unterstreichungen:
- Ist die Linie Rot, ging damit eine negative Bewertung einher
- Ist die Linie Grün, handelte es sich mit der Äußerung um eine positive Bewertung
- Ist die Linie Blau, so geht eine neutrale Bewertung mit dem Wort einher
Mit der Zeit und den zunehmenden Beiträgen der Teilnehmenden, ergibt sich ein Bild über die Relevanz der Reizworte sowie deren Ausrichtung. Dies findet ohne viel Überlegung statt, sodass emotionale Bezüge bevorzugt zu finden sind. Das ist wiederum hilfreich für Folgegespräche oder weitere Gedanken zu den Themen.
Zuletzt, praktisch als gemeinsame Zusammenfassung, werden die (aus der Bewertung der Teilnehmenden heraus) relevanten und zusammengehörigen Reizworte verbunden. Es können so auch Spannungsfelder sichtbar werden, die später weitere Bearbeitung erfahren können. So wie im Beispiel der Wörter Durchhaltevermögen und Beziehungsebene. In diesem Fall wuchs die Erkenntnis, dass Durchhaltevermögen krank machen kann, gleichzeitig aber auch Ziele setzt, orientiert oder auch „Biss“ abverlangt (ein neues Reizwort).
Im Weiteren gibt es gleich einen Überblick über relevante Themen, die weitere Gesprächsrunden zum Inhalt haben können. In unserem Beispiel wiesen viele Pfeile auf die „Beziehungsebene“ hin. Im Anschluss kann der Moderator oder die Moderatorin beispielsweise eine Zusammenfassung schreiben und an die Teilnehmenden versenden. Hier findet auch noch die Farbe schwarz eine Verwendung, mit der wir auf externe Verweise wie Literatur oder Internetinhalte hinweisen können.
Das Vorgehen eignet sich für Referenten und Moderatoren, aber auch für die Teilnehmenden. Es ist auch egal, ob es sich um Einzel- oder Gruppengespräche handelt oder ob Sie Online arbeiten. Ich habe auch die Rückmeldung erhalten, dass es das „freie“ Arbeiten unterstützt, wenn Themen aufkommen, die nicht geplant sind. Es würde etwas „Sicherer“ machen. Zuletzt lassen sich auf diesem Wege auch Bedarfe erkennen und die Interaktion der Teilnehmenden wird gefördert: Denn wie immer, wir hören erstmal nur zu 🙂 und geben den Rahmen, in welchem sich die Menschen vertrauensvoll ausdrücken können. Probieren Sie es einfach einmal aus.
Bei alledem kommt der Beziehungsebene und auch der Kommunikation an sich, eine große Bedeutung zu. Wer wissen möchte, wie man Kommunikationsqualität steigern und Konfliktpotentiale senken kann, dem sei mein Buch dazu empfohlen. Sie können das im Buchhandel oder direkt hier beziehen.
Hinweis zum Buch: Es ist ein Buch für die Praxis mit dem Ziel, das Verstehen und das Verständnis für Kommunikation zu stärken. Es geht um die Kommunikation, Ihre Wirkung sowie ihre Einbettung in den Alltag und die Physik. Gerade in der beruflichen Tätigkeit ein sehr wirksamer Ansatz, beispielsweise für Trainer*in, Coach, Mediator*in, Lehrer*in, Berater*in oder im Bereich anderer Tätigkeiten mit hohem Kommunikationsanteil. So auch Führungskräfte, Ingenieure oder Techniker.