Bei der Eröffnung der offenen Werkstätten des Kompetenzzentrums eStandards wurde schnell klar, dass die Digitalisierung in den Betrieben einerseits in weiten Teilen noch nicht stattfindet und andererseits Problemlagen durch die Digitalisierung entstanden sind. Die Investitionskosten in der IT sind stark gestiegen, haben aber gefühlt kaum einen Mehrwert für die Betriebe. Die Hardware wird immer günstiger – die Kosten der IT Dienstleistungen explodieren. Es wurde auch deutlich, dass die Geräte sich untereinander noch nicht verstehen können, da es an fehlenden, offenen Schnittstellen mangelt.
Ein Grund liegt an geschlossener IT Infrastruktur – sogenannter proprietärer Systeme. Das Projekt eStandards möchte hier Veränderung schaffen – zur Freude der Anwender sowie manches mal zum Leid der Hersteller der geschlossenen Systeme. In beiden Fällen muss es jedoch Änderungen geben, damit die Datenübertragung bei industrieller Anwendung sicherer und vor allem verlässlicher wird.
In dieser Szenerie hatten wir mit dem Mediationsverbund Deutschland einen Stand im World-Café – „Risikoabschätzung und Konfliktmanagement bei der Einführung von IT Prozessen“. Umrahmt von 9 weiteren Ständen mit Hochtechnologischen Kontexten konnten wir deutlich machen, welche Auswirkungen die Digitalisierung auf die Menschen haben kann. Es ist wichtig, im Vorfeld zu erkennen, welcher Art und in welchem Grad Konfliktfelder entstehen werden. Dabei ist klar, dass Konflikte immer auftreten werden – somit geht es nicht um Konfliktvermeidung, sondern um den Umgang mit den Konflikten.
Mit dem Thema „Risikobewertung vor Prozesseinführung“ standen nicht die mit der Digitalisierung verbundenen technischen und funktionalen Schwierigkeiten, sondern vielmehr die hieraus resultierenden zwischenmenschlichen Konfliktfelder im Fokus.
Und wenn das Kind schon in den Brunnen gefallen ist, können wir mit außergerichtlichen Maßnahmen helfen, dass Lösungen gefunden werden. Mediation ist hier das Mittel zur Wahl, denn ein Urteil eines Richters verurteilt zwar die Schuldigen, bietet aber keine Lösung für das betriebliche Problem an sich.
Persönliches: Bei dieser Tagung spürte ich ein Feedback, welches der Mediation nicht zugewandt war. Es gibt Bestrebungen, neue Begrifflichkeiten für Mediation zu finden oder zu suchen, um das Wort Mediation zu vermeiden. Ich glaube aber, dass die Reaktionen auf den „WischiWaschi“ Besatz der Mediation nicht darin liegen sollte, neue Begriffe zu suchen, da dies das Problem nur nach hinten verschieben wird. Und zwar so lange, bis auch der neu gefundene Begriff „verschlissen“ ist. Die Reaktion sollte eher daher dahin gehen, den schönen Begriff Mediation qualitativ wertvoll im Wirtschaftskontext zu besetzen. Konsequent muss über das „Tun“ die Akzeptanz und Ernsthaftigkeit des Begriffs verbessert werden.
Ich bin der Meinung, dass wir daran arbeiten sollten, dass Mediation in der Wirtschaft qualitativ und vor allem betriebsnah interessant besetzt wird. Dabei it zu schauen, ob unsere Themen in den betrieblichen Alltag der Unternehmen Anwendung finden. Wir wissen, dass es so ist, aber aus Sicht der Betriebe ist das meistens eher eine Nebensache. Bei den betrieblichen Bildungsprozessen kämpft man mit den gleichen Problemen. Nur das was nötig ist und sich nicht vermeiden lässt, wird gemacht. Und alles orientiert sich zum Beispiel an neuen Maschinen und Technologien, die Weiterbildung erfordern. Einfach um diese überhaupt nutzen zu können. Und dann auch nur so viel, dass es gerade klappt. Es bedarf eben einer bestimmten Kultur in Unternehmen sich diesen Themen so zu widmen, als das nicht nur die kurzfristigen betrieblichen Interessen direkt betrachtet werden, sondern der gemeinsame langfristige Erfolg der Firma.
Es gilt also, viel zu sensibilisieren, zu erklären und vielleicht die Vorteile der Mediation nicht mit der Sache an sich zu begründen, sondern für ein gutes Gefühl bei den Entscheidern zu sorgen, wenn Mediation im Betrieb besprochen wird.
Bildhinweis & Text Achim Gilfert – 7/2018